Rückblicke Familientreffen in Coburg
von Klaus Held
Gnade und Friede von Gott unserem Vater sei mit Euch allen. Amen
Wir hören zunächst den Predigttext aus dem Johannes Evangelium im 16. Kapitel:
Jesus sprach: Und an jenem Tage werdet ihr mich nichts fragen. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr den Vater um etwas bitten werdet in meinem Namen, wird er‘s euch geben. Bisher habt ihr um nichts gebeten in meinem Namen. Bittet, so werdet ihr empfangen, auf dass eure Freude vollkommen sei. Das habe ich euch in Bildern gesagt. Es kommt aber die Stunde, da ich nicht mehr in Bildern mit euch reden (werde), sondern euch frei heraus verkündigen (werde) von meinem Vater. An jenem Tage werdet ihr bitten in meinem Namen. Und ich sage euch nicht, dass ich den Vater für euch bitten werde; denn er selbst, der Vater, hat euch lieb, weil ihr mich liebt und glaubt, dass ich von Gott ausgegangen bin. Ich bin vom Vater ausgegangen und in die Welt gekommen; ich verlasse die Welt wieder und gehe zum Vater. Daraufhin sprechen zu ihm seine Jünger: Siehe, nun redest du frei heraus und nicht in einem Bild. Nun wissen wir, dass du alle Dinge weißt und bedarfst dessen nicht, dass dich jemand fragt. Darum glauben wir, dass du von Gott ausgegangen bist. Jesus antwortete ihnen: Jetzt glaubt ihr? Siehe, es kommt die Stunde und ist schon gekommen, dass ihr zerstreut werdet, ein jeder in das Seine, und mich allein lasst. Aber ich bin nicht allein, denn der Vater ist bei mir. Dies habe ich mit euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.
Herr schenke uns Hören und Verstehen durch Deinen Heiligen Geist Amen
Liebe Gemeinde, an der FIT, der Hochschule für Interkulturelle Theologie, die zur Hannoverschen Landeskirche und dem Ev.-luth. Missionswerk gehört, studiert ein bunter Haufen von Christen und Christinnen aller denkbaren Konfessionen. Katholiken, Lutheraner und Reformierte neben griechisch- und russisch Orthodoxen genauso wie etwa Kopten, Baptisten und Mennoniten – um nur eine kleine Auswahl zu nennen. Aber es waren auch Muslime und Buddhisten unter den Studierenden und wer meint, damit sei es schon genug, der hat weit gefehlt, denn es gab auch Studenten, die gar nicht an Gott glaubten. Ein bunter Haufen, tummelte sich damals wie auch heute noch auf dem kleinen Campus in der Südheide und jegliche Hautfarbe, die man sich vorstellen kann, war dort vertreten, genau wie auch alle Kontinente durch irgendeinen der Mit-Kommilitonen. Sicherlich, es gab bei der großen Verschiedenartigkeit der dort lebenden Menschen, das ein oder andere Mal Unstimmigkeiten oder auch Unmut, aber in der Regel war alles schnell wieder ins Lot gebracht und wenn man genauer darüber nachdenkt, so war es im Grunde genommen auch jedem klar, dass dies ab und an passieren muss: denn die kulturellen Unterschiede bzw. die unterschiedliche Art, wie die einen und die anderen aufgewachsen waren, brachte das mit sich, und immer dann, wenn das, was man von dem anderen einfach so erwartete – weil man es halt so kennt und macht, es aber von dem stark abwich, was dieser in seiner Kindheit und Jugend als normal erlernt hatte - dann kam es zu Kontroversen. In den allermeisten Fällen, bestimmt auch weil jeder darum wusste, war alles schnell wieder gut. Denn es waren meist Kleinigkeiten, die für Verdruss sorgten, wie etwa die Mülltrennung, ein großes Thema für uns auf dem Campus, und was die Hälfte der Mitstudierenden aus ihren Ländern überhaupt nicht kannten. Und so war das etwas, was viele erst nach und nach, neben all den anderen guten und weniger guten Gepflogenheiten, die es bei uns in Deutschland gibt, überhaupt erst einmal erlernen mussten. Aber egal, was es war, man war nie allein! Immer - und das war und ist immer noch so, gab es jemanden, der half. Irgendwo auf dem Campus war immer irgendeine oder irgendeiner, der einem die Hand zur Hilfe ausstreckte, der einem zur Seite stand. Das einzige was man in der Regel tun musste, war um Hilfe zu bitten.
Liebe Gemeinde, warum erzähle ich Ihnen das eigentlich? Nun, es gab eine Besonderheit, die die meisten von uns deutschen Studierenden dort während des Studiums von den zahlreichen afrikanischen Mitbrüdern und -schwestern gelernt und mitgenommen haben. Und ich muss gestehen, am Anfang war es mir - wie auch vielen anderen - nicht wirklich aufgefallen, bis uns schließlich einer der Professoren, der lange Zeit in Afrika lebte, in einer Vorlesung darauf aufmerksam machte. Im Grunde genommen ist es nur eine Kleinigkeit: jedes Gebet der afrikanischen Geschwister, ob kurzer Stoßseufzer, Litanei oder große Fürbitte, persönliches Anliegen oder Dankgebet, endete bei Ihnen mit den Worten: „...in Jesus Name, Amen“ - also auf Deutsch: „...in Jesu Namen, Amen.“ Genau diese Worte kamen mir sofort wieder in den Sinn, als ich mich mit dem heutigen Predigttext beschäftigte, bitten „...in Jesu Namen!“ Jesus sagt uns, so haben wir es eben in der Predigttext-Lesung gehört: „Wenn ihr den Vater um etwas bitten werdet in meinem Namen, wird er‘s euch geben.“ Und an anderen Stellen, wie etwa 2 Kapitel davor, äußerte er das ebenfalls schon einmal, als er sagte: „... und was ihr bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun.“ Jesus ermutigt uns, dass wir in seinem Namen bitten sollen. Er gibt uns zu verstehen: Wir sollen und dürfen Gott ansprechen, ihn bitten und danken, ihn loben und ehren, und zwar mit der Kraft seiner Unterstützung im Gebet, weil er und der Vater eins sind. Sicherlich, der Predigttext hat inhaltlich einen - zumindest theologisch gesehen - anderen Schwerpunkt und vielleicht würde mein Professor für das Neue Testament jetzt nur mit den Augen rollen, denn in diesem Textteil gibt es bei den meisten Auslegern und Auslegerinnen eine andere Gewichtung: Jesus nimmt bei ihnen erst einmal – und zum wiederholten Male – Abschied. Abschied von der Welt, von seinen Jüngern und will ihnen in dieser Situation Hoffnung und Stärkung für ihren Glauben geben, für die Zeit, da er sie nicht mehr in seiner Leibhaftigkeit begleiten kann, darum ist dieser Text meist auch Bestandteil von Predigten um Ostern herum. Warum, das ist eigentlich klar, denn Jesus bereitet darin nicht nur sich, sondern auch die Seinen vor, auf die schweren Stunden, die vor ihm liegen und der wir am Karfreitag immer wieder gedenken. Jesus, er deutet unumwunden sein Sterben an, aber auch die göttliche Einheit mit dem Vater, die Hilfe durch den Heiligen Geist - und - das endgültige Kommen am Ende aller Zeiten. Aber damit nicht genug, für die Zeit dazwischen, da gibt er den Jüngern, seinen Weggefährten auf Erden, noch Hilfestellung und Ermutigung, gibt ihnen zu verstehen, ich bin bei Euch alle Tage, egal was nun geschieht. Jesus weiß um alles, um den schwachen und starken Glauben, um das was, vor ihm liegt und geschehen wird. Und, so will er Trost spenden, all denen, die ihm trotz allem nachfolgen wollen und werden. Besonders in dem letzten Satz unseres Predigttextes ist dies zu erkennen, wenn es heißt: „Dies habe ich mit euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“ Und doch – bei all dieser Theologischen Fülle und Inhaltsdeutung strahlt für mich, bei all diesen verschiedenen Punkten, die dieser Text hat, ein Satz besonders durch: „Wenn ihr den Vater um etwas bitten werdet in meinem Namen, wird er‘s euch geben.“ Vielleicht mag es an meiner Erfahrung während des Theologie Studiums liegen. An dem von meinen damaligen Mitstudierenden so oft gehörten und dann mehr und mehr selbst verinnerlichten Satz am Ende der Gebete: „in Jesu Namen, Amen“. Und vielleicht bleibe ich daher unwillkürlich immer wieder an diesem einen Satz hängen und habe trotz der österlichen Nähe diesen Text für heute gewählt. Aber - da ist noch mehr als sentimentale Erinnerung. Denn gerade in diesem Satz findet sich die Aufforderung im Glauben und in der Liebe an ihn – Jesus - zu bleiben und damit in letzter Konsequenz auch beim Vater, bei Gott, dem Allmächtigen zu sein, so wie es sich mein Ahnherr Martin Luther sicherlich auch immer gewünscht hat. Es ist also nicht nur eine schöne Erinnerung, die Jesus hier an sich erhalten will, sondern die Aufforderung zu beten, mit Gott ins Gespräch zu kommen, um mit ihm, Jesus, weiterhin verbunden zu sein. Die Apostel Paulus wie auch Petrus haben dies in ihren Texten immer zu eingefordert und immer mit der Aufforderung unterstrichen: „Liebe Schwes-tern und Brüder, bleibt unermüdlich im Gebet.“ Das Gehörte geht somit über den Tod Jesus hinaus, hin zum heutigen Tag, hin bis zu aller Ewigkeit. Es geht darum, mit Jesus eine geistliche, spirituelle Beziehung und Verbindung zu behalten. Und darin zeigt er sich als das, was er ist und war und auch zukünftig sein wird: ein Menschgewordener Gott, der mit den Menschen zusammensein und leben will. Und jeder weiß, zu einer lebendigen Beziehung, da gehört Kommunikation, da gehört Austausch, da gehört Zuhören, genauso wie zusammen reden. Etwas, was wir als Lutherfamilie an diesem Wochenende hier in Großheirath und Coburg getan haben. Es ist etwas, was aber nicht nur in einer Familie, unter Freunden oder fremden Menschen geschehen soll und muss, sondern auch in der Beziehung zwischen Menschen und Gott, zwischen mir und ihm, zwischen Ihnen und dem Schöpfer aller Dinge. Wenn man also im Gespräch, im Gebet bleibt, in der Liebe zu Jesus, dann baut man nicht nur eigene Brücken und Verbindungen zu Gott auf - Nein - es ist auch die persönliche Antwort an den Einen, dessen Liebe immer da ist und uns entgegenströmt, auch wenn wir in unse-rem Leben einmal versagen, nicht das sind, was wir sein sollen, nicht das tun, was wir tun müssten, denn wir sind „alle Sünder, das ist wahr“, wie es Martin Luther als Satz in den Mund gelegt wird. Und hier schließt sich für mich der Kreis. Jesus ist im Vater und der Vater in ihm und wenn es uns schwer fällt, den Vater vielleicht direkt anzusprechen – ihm unter die Augen zu treten – oder ihn zu bitten, dann ist er da, der Sohn, der als Mensch unsere Erfahrungen mit Liebe, Leid – mit Angst und Trauer gemacht hat. Gott ist Mensch geworden, damit wir einen Zugang zu Gott bekommen, einen Fixpunkt, an dem wir uns orientieren können, weil er so war, ist und sein wird, wie wir sind – Menschen! Menschen, mit all ´ den dazugehörenden negativen und positiven Eigenschaften. Es geht bei allem was wir tun, also nicht darum „Gutmensch“ zu sein, so perfekt wie möglich - oder alle Dinge richtig zu machen, alles Leid der Welt aufzuarbeiten und zu vernichten. Nein, es geht in erster Linie darum, im Gespräch zu bleiben, denn alles andere werden wir bei allen unseren ernst- und gutgemeinten Anstrengungen, bei allen unseren Lippenbekenntnissen nicht schaffen – denn dafür sind wir als Menschen bei der großen Verschiedenheit, die wir weltweit in uns vereinen, auch nicht geschaffen. Bei allem Mühen, bei allem Streben, bei allem Wollen, da kommen wir an unsere eigenen Grenzen des wirklich Machbaren. Bei allem, was wir Gutes tun wollen und auch immer wieder tun, bleibt irgend etwas hängen, was Menschen irgendwo anders verletzt. Gott weiß darum, Jesus weiß darum – denn er hat als wahrer Mensch und Gott mit Menschen gelebt. Wir bitten daher Gott in seinem Namen, weil er uns am besten kennt. Er ist der, der Hoffnung bringt und Zuversicht streut, wo wir selber nicht mehr an uns glauben, oder wie es in einer Liedstrophe von: „Alles ist an Gottes Segen“ heißt: "Hoffnung kann das Herz erquicken, was ich wünsche wird sich schicken, wenn es meinem Gott gefällt. Meine Seele, Leib und Leben habe ich seiner Gnad ergeben und ihm alles heimgestellt." (EG 352,4) Diese Hoffnung will Jesus uns schenken und sagt uns die Liebe und Erfüllung bei Gott zu, wenn wir uns an ihn halten, ihm vertrauen und lieben. Er gibt uns zu verstehen: Bittet! „Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan. Denn wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan.“ Jesus war und ist und wird sein, in aller Ewigkeit und wir können auf seine Unterstützung und Hilfe bei Gott dem Vater zählen. In Jesu Namen, Amen So sei die Gnade und der Segen Gottes, der höher ist als all ´ unsere Vernunft, mit Euch allen.
Amen
Christian Priesmeier
„Es ist ein überaus reizender und für Studien geeigneter Ort.“
Das sagte Martin Luther über Coburg. 1530 wohnte Martin Luther fast 6 Monate auf der Veste Coburg. Er durfte nicht weiter nach Augsburg reisen, weil er unter Reichsacht stand.
Nicht zuletzt deshalb fand das diesjährige Familientreffen wieder in Coburg statt. Bereits 1989 und 2009 traf sich die Lutherfamilie an diesem Ort. 1989 fand hier die Vereinigung der Lutheriden Ost und West statt, also genau vor 30 Jahren.
Wir wohnten im Landhotel Steiner in Großheirath. In diesem kleinen Ort verbrachten wir auch den ersten Abend. Das Treffen begann wie immer mit einer Andacht in der Kirche. Die anschließende Mitgliederversammlung, unter anderem mit Rechenschaftsbericht, Satzungsänderungen und Neuwahlen fand im „Haus der Begegnung“ der evangelisch- lutherischen Kirchgemeinde statt.
Das anschließende Abendessen wurde mit viel Engagement vorbereitet und liebevoll gestaltet. Dafür gilt dem Organisationsteam ein großes Dankeschön.
Der Samstag begann mit einem ausführlichen Frühstück und dem Gruppenfoto vor dem Gasthof. Danach fuhren wir in vier Gruppen mit zwei Bussen nach Coburg. Ein Bus fuhr direkt zur Veste, der andere in die Stadt. Am Nachmittag wurde getauscht. Der Transport zwischen der Burg und der Stadt wurde mit dem „Veste-Express“ zu einer kurzweiligen Angelegenheit.
Auf der Veste gab es für jede Gruppe eine ausführliche Führung auf Luthers Spuren, am Nachmittag auch für die Kinder. So entdeckten wir zum Beispiel auf dem Außengelände eine sehr ungewöhnliche Bronzeskulptur von Martin Luther als Lichtbringer zu Pferde, die 1913 als Lutherdenkmal für die Veste Coburg entworfen, dann aber aufgrund des beginnenden Weltkrieges nie vollständig umgesetzt wurde. Auch bei den interessanten Führungen durch die Stadt mit Kinderführung am Vormittag erfuhren wir viel über Geschichte und Architektur, zum Beispiel über den Coburger Erker, eine architektonische Besonderheit der Stadt, die es nur hier gibt.
Gegen 18.00 Uhr waren wir zurück im Hotel, wo später der Festabend mit üppigem Büfett und vielen anregenden Gesprächen dem Tag einen würdigen Abschluss gab. Ein Höhepunkt der Veranstaltung war die Verleihung der Ehrenmitgliedschaft an Wolfgang Liebehenschel und Alfred Jacobsen.
Am Sonntag versammelten wir uns nach dem Früh-stück wieder in der Kirche zu einem Gottesdienst und Reisesegen. Wer wollte, erfuhr danach vom Kirchenvorstand noch ein paar interessante Details zur Geschichte der Kirche und des Ortes Großheirath, bevor alle wieder in ihre Heimatorte und -länder zurückreisten. Und natürlich freuen sich alle schon auf das Wiedersehen 2021 in Gotha. Karsten und Annette Bacza
Weitere Beiträge und Bilder finden Sie auch im aktuellen Familienblatt.